Predigt-Blog

Hier schreibt unser Pastor Martin Pusch …

Römer 13,8–12 - Los geht's mit Liebe und Licht

Bibeltext (BasisBibel)

8 Bleibt niemandem etwas schuldig,
außer einander zu lieben!
Denn wer seinen Mitmenschen liebt,
hat das Gesetz schon erfüllt.
9 Dort steht:
»Du sollst nicht ehebrechen!
Du sollst nicht töten!
Du sollst nicht stehlen!
Du sollst nicht begehren!«
Diese und all die anderen Gebote
sind in dem einen Satz zusammengefasst
»Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!«
10 Wer liebt, tut seinem Mitmenschen nichts Böses an.
Darum wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.

11 Ihr wisst doch, dass jetzt die Stunde schlägt!
Es ist höchste Zeit für euch,
aus dem Schlaf aufzuwachen.
Denn unsere Rettung ist näher als damals,
als wir zum Glauben kamen.
12 Die Nacht geht zu Ende, der Tag bricht schon an.
Lasst uns alles ablegen,
was die Finsternis mit sich bringt.
Lasst uns stattdessen die Waffen anlegen,
die das Licht uns verleiht.

Predigt

Paulus möchte gerne mit der christlichen Gemeinde in Rom zusammenarbeiten. Zwar kennt Paulus einige der Christen in Rom persönlich, aber die Gemeinde an sich kennt er nicht. Also schreibt Paulus einen Brief an die Gemeinde. In diesem Brief stellt Paulus dar, wie er das Evangelium von Jesus Christus versteht. Der Brief hat die Form eines Gesprächs. Paulus antwortet hier auf typische Fragen, die in der damaligen Zeit immer wieder auftauchten. Einige dieser Fragen beschäftigen uns bis heute.

Spannend sind weniger die Fragen an sich. Spannend ist es, zu sehen, wie Paulus seine Antworten entwickelt. Denn als Christen heute müssen wir nicht einfach die richtigen Antworten parat haben. Wir müssen lernen, vom Evangelium her zu argumentieren. Schließlich hat sich einiges getan in den fast 2000 Jahren, die uns von Paulus trennen. Von der Guten Nachricht her entwickeln wir Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Das schauen wir uns von Paulus ab.

Im zwölften Kapitel seines Briefes an die Römer erklärt Paulus, dass unser ganzes Leben im Dienst für Gott steht. Ziel ist, in jedem Bereich unseres Lebens nach Gottes Willen zu fragen. Hier bietet es sich an, mit anderen Christen Erfahrungen auszutauschen. Wie können wir bewusst als Christen leben in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht nicht nach Gott fragt?

Eine Sache war Paulus wichtig, und die kommt in seinen unterschiedlichen Briefen immer wieder vor. Als Christen sollen wir so leben, dass uns niemand einen berechtigten Vorwurf machen kann. In den Versen vor unserem Text heute schreibt Paulus, dass wir uns in die staatliche Ordnung einordnen sollen. Wir sollen Steuern zahlen, oder Maut, oder Zoll, oder was sonst gefordert wird. Wir sollen uns an das bestehende Recht halten. Als Christen stehen wir nicht über dem staatlichen Gesetz.

Das ist ein schwieriges Thema. Schließlich ist die staatliche Ordnung nicht ohne Fehl und Tadel. Aber es gibt Grundsätze, welche wir in der Lehre von Jesus Christus finden. Wir sind der Wahrheit verpflichtet. Wir halten unsere Beziehungen zu Mitmenschen in Ordnung, soweit es an uns liegt. Wir vergeben Menschen ihre Schuld und ermöglichen ihnen einen Neuanfang. Und, schreibt Paulus, wir bleiben niemandem etwas schuldig.

In den letzten Tagen war ich mehrmals zu Fuß unterwegs. Mir fiel auf, wie unterschiedlich Menschen mit der Pflicht umgehen, vor ihrem Haus den Bürgersteig von Schnee und Eis zu räumen und zu streuen. Vor manchen Häusern blieb der Schnee einfach liegen, und wurde mit der Zeit immer glatter. Aber vor unserem Gemeindehaus war der Bürgersteig geräumt und trocken. Danke, Johann, für diese Arbeit! Ich denke, dies ist ein Beispiel für diesen Satz: Bleibt niemandem etwas schuldig. Ja, es ist eine lästige Arbeit, aber sie wurde erledigt. Als Gemeinde sind wir in dieser Hinsicht niemandem etwas schuldig geblieben.

Allerdings macht Paulus uns auf eine Sache aufmerksam: Wir werden nie sagen können, dass wir genug geliebt haben. Wir schulden anderen Menschen Liebe. Schließlich wissen wir uns von Jesus Christus geliebt. Die Liebe von Jesus Christus bildet die Grundlage der Guten Nachricht, an die wir glauben. Gottes Liebe ist das Fundament, auf dem unser Leben steht. Wir selbst sind geliebt. Diese Erfahrung geben wir anderen Menschen weiter.

Nun könnten wir uns schnell überfordert fühlen, weil wir mit so vielen Menschen zu tun haben. Wie sollen wir die alle lieben? Wie stellen wir es an, niemandem Liebe schuldig zu bleiben? Hier möchte ich an das Lukas-Evangelium erinnern. Dort stellt jemand Jesus eine Frage: Wer ist denn mein Nächster? Jesus antwortet mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter. (Lukas 10,25ff) Wir lernen daraus: Wir dürfen uns heute auf den einen Menschen konzentrieren, der unsere Liebe nötig braucht. Damit handeln wir bereits so, wie Jesus es sich für uns vorstellt.

"Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!" (3. Mose 19,18) Schon bei Mose lesen wir diesen Satz. Wer liebt, tut seinem Mitmenschen nichts Böses an, schreibt Paulus. Wenn wir um einen Menschen besorgt sind, wünschen wir uns, dass es ihm gut geht. Wir werden also alles unterlassen, was diesem Menschen Nachteile bringen würde. Deshalb, wenn wir Menschen mit Liebe begegnen, halten wir gleichzeitig Gottes Gesetz. Vieles von dem Leid in dieser Welt wird ja dadurch verursacht, dass Menschen rücksichtslos ihre eigenen Interessen durchsetzen, oder die vermeintlichen Interessen ihrer Gruppe. Je mehr Menschen ihre Mitmenschen lieben und ihnen Gutes tun, desto besser geht es uns allen. Dann entwickelt sich unsere Gesellschaft in eine gute Richtung.

Übrigens liegt hier auch der Grund für Aktionen, wo wir Menschen in irgendeiner Art und Weise helfen. In freikirchlichen Gemeinden wird oft gesagt, dass wir als Erstes den Menschen von Jesus erzählen müssen. Aktionen, bei denen Menschen geholfen wird, sind dann nur ein Mittel, um ins Gespräch zu kommen. Doch damit übersehen wir, aus welchem Grund Jesus Christus in die Welt gesandt wurde. Der Grund liegt darin, dass Gott diese Welt liebt. (Johannes 3,16) Gott liebt nicht nur die Menschen in der Welt. Gott liebt die Welt als Ganzes. Gott liebt also auch nicht nur die Menschen, die an Jesus Christus glauben. Wenn wir Menschen in Liebe begegnen, tun wir also bereits das, was Gott will. Es kann sogar zum Nachteil sein, wenn wir den Eindruck vermitteln: Eigentlich würde ich meine Zeit lieber ganz anders zubringen. Ich helfe Dir nur, weil mein Herr Jesus dies von mir verlangt. Besser ist es, wenn es uns einfach Freude macht, Menschen in Liebe zu begegnen. Wir übernehmen damit etwas von Jesus in unser Leben.

Ich fasse zusammen: Wenn wir Menschen lieben, weil wir es müssen, lieben wir sie nicht wirklich. Die Liebe, die Gott in uns investiert, wird für uns zu einem Lebensstil. Gott ist Liebe, und wir drücken unsere Liebe zu Gott so aus, dass wir unseren Nächsten lieben.

Unsere Gemeinde ist für uns ein Ort, an dem wir unsere Liebe ausdrücken können, indem wir für andere da sind. Man kann sogar sagen: Gemeinde ist nur dann Gemeinde, wenn sie für andere da ist. Da macht es mich schon betroffen, dass 60 % unserer eingetragenen Mitglieder nicht aktiv dabei sind bei dem, was wir als Gemeinde tun. Wo ist Deine Liebe zu den Mitmenschen zu sehen? Als Gemeinde wollen wir die Gute Nachricht von der Liebe Gottes verbreiten. Wie kannst Du Teil dieser Bewegung werden?

Heute ist der erste Advent. Die Adventszeit hat ihren Namen daher, dass wir auf die Ankunft von unserem Herrn warten. Advent bedeutet wörtlich: Ankunft. Im Lukas-Evangelium erzählt Jesus ein Gleichnis, in dem Knechte auf die Rückkehr ihres Herrn warten. Die Knechte wissen nicht, wann ihr Herr kommen wird. Teil dieses Gleichnisses ist folgender Satz:

37 Glückselig sind die Diener,
die der Herr wach vorfindet, wenn er nach Hause kommt! (Lukas 12,37a)

Paulus fordert seine Leserinnen und Leser auf: Es ist höchste Zeit für euch, aus dem Schlaf aufzuwachen. Wir leben nicht nur für die Gegenwart. Gott macht alles neu – das haben wir letzten Sonntag anhand eines Textes aus dem Buch der Offenbarung gesehen. Alles, was wir tun, sollte sich also in diesen Plan Gottes einordnen lassen. Für uns ist dieser Gedanke herausfordernd. Denn natürlich haben wir unseren Alltag und unsere Gewohnheiten. Während wir so unsere Kreise drehen – wie sollen wir da Gottes Zukunft im Blick behalten?

Nun, wir können unsere eigene Sicht Stück für Stück verändern. Im Blick auf die Adventszeit können wir uns beschweren und sagen: Alle Jahre wieder dieser Stress vor Weihnachten. Oder wir sagen wie Paulus hier in seinem Brief: Unsere Rettung rückt immer näher. Unser Herr kommt wieder. Und wir können überlegen: Was hat mich denn im vergangenen Jahr näher zu meinem Herrn gebracht?

Paulus spricht hier davon, dass wir bestimmte Dinge ablegen, und dafür andere Dinge anlegen. Wieder steht im Hintergrund der Gedanke, dass wir bereit sein wollen, wenn unser Herr kommt. Konkret schreibt Paulus:

13 Jetzt wollen wir im Licht des Tages
ein einwandfreies Leben führen –
ohne Ess- und Trinkgelage,
ohne sexuelle Maßlosigkeit und Orgien,
ohne Streit und Eifersucht.
14 Nein, zieht Jesus Christus, den Herrn, an –
wie ein neues Gewand.
Und sorgt euch nicht so sehr
um eure menschlichen Bedürfnisse.
Sonst gewinnt die Begierde wieder Macht über euch. (Römer 13,13-14)

Was sind die Dinge, die wir loswerden müssen, um Jesus Christus wie ein neues Gewand anziehen zu können? Was genau wir ablegen müssen, muss jeder selbst herausfinden. Das Gespräch mit anderen aus der Gemeinde kann uns dabei helfen. Der Heilige Geist kann uns auch auf Dinge aufmerksam machen, die wir loswerden sollten. Als Christen sind wir schließlich nicht allein unterwegs, sondern wir können uns gegenseitig auf dem Weg unterstützen.

Paulus schreibt von Waffen, die das Licht uns verleiht. Jesus Christus ist das Licht, welches in die Welt gekommen ist. Jesus hat selbst gesagt:

5 Solange ich in der Welt bin,
bin ich das Licht der Welt. (Johannes 9,5)

Wir denken dann schnell, dass Jesus ja nicht mehr da ist. Aber das stimmt so nicht. Jesus hat uns seinen Geist gegeben, den Heiligen Geist. So ist Jesus anwesend in unserem Leben. Wir ziehen Jesus Christus, den Herrn, an, wie ein neues Gewand – so schreibt Paulus. Damit werden wir selbst zu einem Licht. Wir tragen die Menschenliebe von Jesus Christus in unsere Welt, in unser Umfeld. So erleben wir ganz praktisch, dass der Tag anbricht. Ja, es ist noch viel Dunkelheit da. Aber es geschieht etwas. Hier und da kommt Licht in ein Leben, weil wir unseren Mitmenschen Liebe zeigen.

Unser Herr kommt wieder. Das hoffen wir. Das wissen wir. Als Gemeinde möchten wir Licht sein für unsere Umgebung. Hier wird es wirklich Zeit, dass wir aufwachen. Wir sind es unseren Mitmenschen schuldig, dass Gottes Liebe bei ihnen ankommt. In der Tat, nicht nur mit Worten.

Ich erinnere noch einmal an die Fragen, die ich Dir gerne mitgeben möchte:

  • Wie kannst Du bewusst als Christ leben in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht nicht nach Gott fragt?
  • Wie stellst Du es an, niemandem Liebe schuldig zu bleiben?
  • Wo ist Deine Liebe zu den Mitmenschen zu sehen?
  • Als Gemeinde wollen wir die Gute Nachricht von der Liebe Gottes verbreiten. Wie kannst Du Teil dieser Bewegung werden?
  • Was hat Dich im vergangenen Jahr näher zu Deinem Herrn gebracht?
  • Was sind die Dinge, die Du noch loswerden musst, um Jesus Christus wie ein neues Gewand anziehen zu können?

Martin Pusch – Predigt gehalten am 30. November 2025.